Wie schreibe, fotografiere, filme ich ein Porträt? –
Ein Streifzug durch journalistische und poetische Formen des
Porträts mit der Frage nach erkennbarer Ähnlichkeit
in der Darstellung des Nicht-Anwesenden oder des zu Verdoppelnden
– seiner äußerlichen Erscheinung, wie auch
seines »gesellschaftlichen Wesens«.
Recherche und Interview sollen die Voraussetzung für die
eigene Umsetzung der Porträts in Text, Bild und Film liefern. »Gerne hätte ich ein Porträt von Dir.
(…) Aber ich habe doch die Befürchtung,
daß sich die Sache jetzt nicht machen
läßt. Da müßte ich
nämlich dabei sein. Du kennst Dich da nicht aus, und alle
Photographen, auch die vorzüglichen, haben ihre
lächerlichen Manien: für sie ist es ein gutes Bild,
wenn alle Warzen, alle Runzeln, alle Mängel, alle trivialen
Eigenschaften eines Gesichtes völlig sichtbar und
übertrieben wiedergegeben sind; je drastischer (dure) das Bild
ist, desto zufriedener sind sie. (…) Eigentlich kann das,
was ich mir wünsche, nur in Paris gemacht werden, d.h. ein
genaues Porträt, das aber die Unschärfe (flou) einer
Zeichnung besäße.« (Baudelaire in einem
Brief an seine Mutter vom 23.12.1865)
[Ankündigungstext Vorlesungsverzeichnis]